auch dieses Mal gibt es wieder ein Autoreninterview. *Marlies Lüer* hat unsere Fragen dafür beantworte, vielen Dank an dieser Stelle nochmal...
* Foto © liegt bei Marlies Lüer*
1. Erzähl doch am besten erstmal etwas über dich…
Ich bin gebürtige Niedersächsin, stamme aus Hannover. Bin seit 36 Jahren verheiratet, wir bekamen zwei Söhne. Vor etwa 10 Jahren haben uns berufliche Gründe nach Baden-Württemberg geführt. Neben dem Schreiben liebe ich es, im Schrebergarten zu ackern und ich fotografiere sehr gern die Natur und alte Häuser. Ich sammle Drachen! Und ich koche und backe gern und gut.
2. Wie bist du zum Schreiben gekommen? Und wann hast du dein erstes Buch geschrieben?
Da muss ich etwas ausholen und weit in die Vergangenheit gehen. Ich war in meinen Dreißigern, als ich eines Tages meine ehemalige Deutschlehrerin, Frau Großhans, besuchte. Sie schlug mir vor, ein Buch über mein behindertes Kind zu schreiben, um anderen Eltern eine Hilfestellung zu geben mit meinen Erfahrungen. Unser Jüngster war geh- und lernbehindert, viel später stellte sich noch heraus, dass er auch das Aspergersyndrom hat, eine mildere Form des Autismus. Ich schrieb ein Buch über sein Leben, fand aber keinen Verlag. Da hatte „das Schicksal“ seine Finger zwischen, denn, was ich damals noch nicht wissen konnte, seine Leben würde noch eine traurige Wendung nehmen und viele Menschen berühren. Mit 14 erkrankte er an einem Hirntumor, wurde operiert und galt als geheilt. Doch der Tumor war nur der Türöffner für lauter bösartige „Geschwister“. Krebs breitete sich in Hirn und Rückenmark aus. Mit knapp 16 Jahren verstarb er vollständig gelähmt im Hospiz, wo wir beide seine letzten Wochen verbrachten. So kam es, dass dem Buchthema „Behinderung/Gesellschaft“ noch das Thema „Tod und Trauerbewältigung“ hinzukam. Erst dadurch wurde das Buch vollständig, bekam seinen tieferen Sinn. „Miras Welt – Engelshauch und Kaffeeduft“ ist seit 10 Jahren auf dem Markt und heute noch bekomme ich ergreifende Post von Lesern, und sie schenken mir kleine Engel, erzählen mir ihre eigene Geschichte. Im Buch thematisiere ich auch meine Erfahrungen mit der geistigen Welt und bezeuge, dass es Engel wirklich gibt und dass Gott immer noch zu uns spricht. Ich habe meine Realität mit eine, fiktionalen Roman ummantelt. Das Buch hat in großen Teilen autobiografische Züge, ich „bin“ quasi die Mira Mertens.
3. In welchem Genre schreibst du hauptsächlich? Wären auch andere Genre für dich denkbar?
Ich schreibe vor allem Fantasy und neuerdings Märchen. Meine Familien-Saga (Miras Welt, Melissas Welt, Hannahs Welt) spielt hier in der Region und lässt sich wohl am besten allgemein bei Belletristik einordnen. Krimis/Thriller und was es sonst alles noch so gibt an Genres, wird es von mir definitiv nicht geben. Schuster, bleib bei deinen Leisten!
4. Wie lange schreibst du durchschnittlich an einem Buch, bis es dann komplett fertig ist?
Sehr unterschiedlich. 3-12 Monate.
5. Was halten Freunde, Bekannte, Verwandte von deinem Schreiben?
Sie freuen sich mit mir und mögen meine Bücher.
6. Was hältst du von Leserunden, veranstaltest du selber auch welche?
Ich habe mal auf Facebook einige abgehalten, das war eine nette Erfahrung. Mehr aber auch nicht. Auf Lovelybooks habe ich noch nie eine abgehalten, weil ich zu oft schon gehört habe, dass vor allem „Abgreifer“ dort unterwegs sind und man den Rezensionen hinterherlaufen muss.
7. Wie gehst du damit um, wenn ein Buch von dir auch mal Kritik oder „negative Rezensionen“ erhält?
Kritik ist in Ordnung, solange sie sachlich und gerechtfertigt ist. Jeder Autor, der über Jahre hinweg publiziert, macht irgendwann auch die Erfahrung von 1-Stern-Hass-Rezensionen, leider. Ich verstehe nicht, warum Menschen so tief sinken.
8. Hattest du schon einmal eine Schreibblockade und wenn ja, was hast du dagegen unternommen? Falls nicht, hast du ein wenig „Angst“ davor?
Blockade klingt so pathologisch, als wäre es eine Krankheit, eine Störung, die man therapieren lassen sollte wie eine Wirbelblockade. Während des Schreibprozesses passiert mir das nie. Jedes Buch kann ich beenden. Allerdings kenne ich mittlerweile allzu gut das Gefühl der Schwere, der Sinnlosigkeit … den Wunsch, mit dem Schreiben aufzuhören! Seit über einem Jahr schlage ich mich damit herum. Wenn man nämlich anfängt draufzuzahlen anstatt Geld mit den Büchern zu verdienen, stellt sich automatisch die Sinnfrage. Wenn man über eine gewisse monatliche Summe Einnahmen regelmäßig hinwegkommt, muss man als Nichtberufstätige in die Künstlersozialkasse, Steuern zahlt man sowieso auf die Tantiemen. Während einer Verkaufsflaute werden die Tantiemen dann „aufgefressen“ von den Abgaben, die man zu leisten hat. „Früher war alles besser“ 😉 – seit Amazon und vor allem Facebook ihre Algorithmen geändert haben, ist die Sichtbarkeit viel geringer, die Käufe gehen kontinuierlich zurück. Der Selfpublishermarkt ist übersättigt. Schleuderpreise mit 99 Cent für Romane haben sich eingebürgert. Ich weigere mich, meine Bücher generell mit 99 Cent anzubieten, auch wenn es genau das ist, was einem noch „Rang/Sichtbarkeit/etc. gibt. Es macht keinen Spaß mehr …
9. Welches ist dein aktuelles Buch? Wenn du magst, kannst du uns auch gern kurz was zum Inhalt erzählen (Klappentext, Coverbild etc.)
Sehr gern! „Schneegeboren“ ist mein neues Märchen. Erstmals in Romanlänge. In dem Buch „Rosenmärchen: Sammelband“ habe ich ja sieben Märchen erzählt, die in Vorlese-Länge sind. Dieses aber nun ist ein dickes Buch mit 400 Taschenbuchseiten. Ich habe mich hier der Schneewittchen-Elemente bedient, aber eine gänzlich andere Geschichte gewoben. Der Klappentext lautet wie folgt: Schifferstochter Rilka soll Königin werden! Dem Orakel widersetzt man sich nicht, und so knüpft der Kronprinz zarte Bande mit dem Mädchen. Seine Stiefmutter, die amtierende Königin, lässt keine Gelegenheit aus, ihrer künftigen Schwiegertochter das Leben schwer zu machen. Doch ist sie wirklich so skrupellos oder sind dunkle Mächte aus einer anderen Welt am Werk?
10. Wie wählst du die Namen für deine jeweiligen Protagonisten/Nebencharaktere aus?
Ich lausche nach innen und gebe dem Gefühl für den Charakter einen Klang, wähle den Namen. Im Fantasygenre ist das recht einfach, weil man Namen erfinden kann. Für Belletristikbücher folge ich einfach meinen persönlichen Vorlieben. Zum Beispiel hätte ich viel lieber den Namen Melissa bekommen und nicht Marlies.
11. Gestaltest du deine Buchcover selber? Oder hast du dafür „Designer/Grafiker“ die das für dich machen?
Ich kann keine Cover machen, nein. Seit Kurzem macht das für mich Eva Baumann Design (Schneegeboren), davor all die Jahre hat es Isabell Schmitt-Egner für mich gemacht. Beiden Frauen bin ich sehr dankbar für ihre Sorgfalt bei der Arbeit. Ich finde, meine Bücher haben wunderschöne Cover.
12. Bist du hauptberuflich Autor oder gehst du noch einer anderen Tätigkeit nach? Kommst du jeden Tag zum Schreiben?
Ich bin freiberuflich Autorin und Lektorin. Als junge Frau erlernte ich den Beruf der Arzthelferin (heutzutage heißt das Medizinische Fachangestellte) und war später, als die Kinder da waren, stundenweise als Arztsekretärin beschäftigt. Ich hatte auch nacheinander mehrere Putzstellen. Ja, ich bin putzen gegangen! Warum auch nicht. Das lässt sich leicht verbinden mit Kindergarten/Schule/Mutterschaft. Meinen eigentlichen Beruf werde ich nie wieder ausüben. Ich hatte vor vielen Jahren einen schweren „BurnOut“, also eine Erschöpfungsdepression durch die Pflege unseres Jüngsten. Ich bin nicht mehr dieselbe und auch nicht mehr vollständig arbeitsfähig/belastbar seit meinem Zusammenbruch.
13. Bist du auf Buchmessen vertreten? Wenn ja auf welchen?
Nein, Buchmessen sind nichts für mich. Viel zu anstrengend.
14. In deinem Buch „Kristallseelen“ ist ja u. a. ein Hirsch mit dabei, weshalb hast du gerade dieses Tier dabei gewählt?
Weil ich den WALD LIEBE! Und der Hirsch ist sozusagen der König des Waldes. Vielleicht kennt ihr die traditionellen Bilder vom Hirsch mit dem Licht-Kreuz zwischen den Geweihschaufeln? Oder die Geschichte von Avalon, Cernunnos etc.? Der Hirsch ist für mich ein heiliges Symbol.
15. Im oben genannten Buch geht es ja auch um Zwillingsbrüder/Prinzen, war es von Anfang an geplant dass einer „gut“ und einer „böse“ ist oder hat sich das so ergeben?
Das war so geplant. Und ich bin froh, dass ich während des Buches glaubhaft die Kurve bekomme, sodass aus Raumont noch ein Guter wird, der er ja eigentlich immer war. Ich liebe die kleine Vorgeschichte „Sternfall“, die Jungs waren kleine Schwerenöter, die ihre Amme zur Verzweiflung brachten durch ihre Lebhaftigkeit.
16. Mich persönlich würde einfach mal folgendes interessieren, ich habe ja eine Zwillingsschwester, wie wäre es für dich, wenn du eine Zwillingsschwester hättest?
Ich habe zwei liebe Schwestern, beide sind älter als ich. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, wie es gewesen wäre, eine Zwillingsschwester zu haben.
Hallo und guten Tag,
AntwortenLöschenDanke für den Beginn dieser Blogtour.
Irgendwie komisch stelle ich mir persönlich vor, wenn ich noch eine Zwillingsschwester hätte...
LG..Karin..